Rezension: Beharie „When The Silence Gets Too Loud“

Albumreview: Beharie „When The Silence Gets Too Loud“

Beharie Albumreview „When The Silence Gets Too Loud“; Fotocredit: Shawn Arvid

Mit seinem zweiten Album „When The Silence Gets Too Loud“ eröffnet sich Beharie eine neue, reifere Klangwelt – und bestätigt einmal mehr, warum er längst zu den spannendsten Stimmen der norwegischen Musikszene gehört. Er bewegt sich zwischen Indie, Folk und Soul und das nun mit einer unwahrscheinlich angenehmen Leichtigkeit, die dennoch voller Gewicht ist: Seine Songs tragen immer diesen bittersüßen Zug, der zugleich verletzlich und selbstbewusst wirkt.

Schon die erste Single „Everybody Tells Me To Let Go“ zeigt, worum es auf dem Album geht: um das Ringen mit Erwartungen, um das Gefühl, nicht in das vorgegebene Raster zu passen – und um die Entscheidung, trotzdem die eigene Wahrheit zu leben. Hier treffen eindringliche Texte auf eine instrumentale Dringlichkeit, die sich nach vorne kämpft, ohne die Hoffnung aus dem Blick zu verlieren. Auch Adore greift diese Spannung auf, diesmal in Form einer intimen Liebesgeschichte, die von Sehnsucht und dem Schmerz des Festhaltens erzählt. Das Besondere an Beharies Musik ist die Balance aus großer Geste und intimer Nähe. Mal erhebt sich ein ganzer Chor und die Instrumentierung schwillt dramatisch an, mal bleibt nur eine warme Akustikgitarre und seine Stimme, die so rau wie tröstend klingen kann. Dieses Wechselspiel sorgt für Gänsehaut, weil es nie kalkuliert wirkt, sondern aus einer tiefen Ehrlichkeit gespeist ist.

„When The Silence Gets Too Loud“ klingt wie ein Coming-of-Age-Album für die Dreißiger: Es ist das Ende jugendlicher Naivität und der Beginn einer Auseinandersetzung mit Desillusion, Vergleichen und Selbstzweifeln – und dennoch bleibt Raum für Leichtigkeit, Nostalgie und Schönheit. Das Leben beginnt und der Vorhang fällt. Endlich. Beharie singt über Enttäuschung und das Gefühl des Scheiterns, aber er verleiht diesen Themen eine musikalische Selbstsicherheit, die deutlich macht: Hier ist ein Künstler, der seine Sprache gefunden hat.

Im besten Sinne fühlt sich das Album wie ein Entwicklungsroman in Musikform an – ein Werk, das den Hörer:innen das Gefühl gibt, Zeugen einer Transformation zu sein. Und genau darin liegt seine Kraft: Beharie ist verletzlich, ohne schwach zu wirken, er ist persönlich, ohne sich zu verschließen, und er ist modern, ohne sich in Trends zu verlieren. Mit „When The Silence Gets Too Loud“ beweist er, dass er nicht nur einer der besten Künstler Norwegens ist – sondern einer, der weit darüber hinaus Gehör finden wird.

Live:

16.10. Berlin – Badehaus (exklusive Album Release Show in Deutschland)

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