Admiral Fallow – „First of the Birds“: Ein Frühling im Herbst

Admiral Fallow mit neuem Album im Gepäck; Fotocredit: Laura Meek

Fast zwanzig Jahre nach ihrem gefeierten Debüt „Boots Met My Face“ melden sich Admiral Fallow mit einem Album zurück, das leiser, wärmer und zugleich emotionaler klingt als alles, was die schottische Band bisher veröffentlicht hat. „First of the Birds“ ist eine Platte über Nähe, Wachstum und das behutsame Finden von Schönheit in der Stille – entstanden in einer Zeit, in der die Welt stillstand und das Leben für Sänger und Songwriter Louis Abbott ganz neu begann: als Vater. „Viele dieser Songs sind in ruhigen Abendstunden entstanden“, erzählt Abbott. „Ich wollte sehen, wie minimal wir sie halten können – wie leise wir als Band spielen können, ohne dass etwas verloren geht.“ Diese Zärtlichkeit zieht sich durch das ganze Album. Stücke wie „First Names (Storms)“ oder „All the Distractions“ wirken wie musikalische Wiegenlieder, getragen von feinen Gitarren, leisen Streichern und Abbotts unverwechselbar weicher Stimme.

Doch „First of the Birds“ ist kein reines Akustikalbum – es lebt von Kontrasten. „The Shortest Night“, inspiriert von Springsteen und The Flaming Lips, ist eine hymnische Explosion voller Energie und Hoffnung. Auch der Song „Avalanche“, der von der Geburt von Abbotts Tochter handelt, wächst aus einer intimen, fast kammermusikalischen Stimmung zu einem mächtigen Refrain, in dem alles aufblüht: Chor, Schlagzeug, Emotion. „Wir wollten die Verse bewusst klein halten“, so Abbott, „damit die Chorusse wirklich atmen können.“ 

Produziert wurde das Album – wie schon frühere Werke – von Paul Savage, der es versteht, den Spannungsbogen zwischen Intimität und Größe zu halten. „Früher kamen wir mit fast fertigen Songs ins Studio“, sagt Abbott. „Diesmal hatten wir nur Skizzen – und haben darauf vertraut, dass sich das Bild beim Spielen zusammenfügt.“ Diese Offenheit hört man dem Album an: Die Stücke wirken lebendig, organisch, atmend. Inhaltlich ist „First of the Birds“ geprägt von Familie, Freundschaft und dem Wunsch nach Verbindung in einer unsicheren Zeit. Abbott nennt es „ein Album über Liebe und Beziehungen – über die Menschen, die man festhalten will, wenn alles andere wankt.“

Musikalisch bleibt die Band ihrer Handschrift treu: elegante Chamber-Pop-Arrangements, sanfte Folk-Einflüsse, harmonische Dichte und das Gefühl, dass jedes Detail an der richtigen Stelle sitzt. Gleichzeitig klingt die Band gereifter, selbstbewusster – und irgendwie versöhnter.

„Ich denke, wir sind einfach geduldiger geworden – mit der Musik, mit uns selbst, mit dem Leben“, sagt Abbott. „Früher haben wir alles nach Instinkt gemacht, heute genießen wir den Prozess mehr. Vielleicht ist das das Schönste am Älterwerden.“

Und tatsächlich: Dieses Album fühlt sich an wie ein tiefes Durchatmen. Wie der Moment, in dem der Winter geht und man merkt, dass der Frühling längst da ist.

Das ganze Interview kannst du hier lesen:

Your new album “First Of The Birds” feels like a very intimate yet expansive record — it’s reflective, but also full of light. How did the writing process differ from your earlier albums, and how did that more spontaneous approach shape the final sound?

Admiral Fallow: „Thank you! It’s heartening to hear that those themes come across. The process of taking early song ideas through to final recordings was certainly different this time around but it was an approach born out of necessity. We simply didn’t have as much time together in advance of the studio dates we booked so we had to simplify things in some ways and trust that once we got songs into the studio, the bigger picture of where they’d end up would slowly appear as we worked on them together. On earlier records we’d tend to be well rehearsed as a unit and have all-but finalised forms ready to record. This time that wasn’t possible for a few reasons. And personally for me, the songs were born in quiet evenings and gentle, demo recordings and I think I was quite protective of them; of making them sound too big too soon. I was very keen to explore how minimally we could approach them and how quietly we could play together rather than simply making them full and noisy because its what we’d normally do. And yes, in certain songs we went big because those songs suited that treatment. But there’s also a fair bit of restraint and care taken in the moments that suit that approach.“

Many of the songs were written in quiet, domestic moments — often inspired by family life and early mornings. How did those settings influence the emotional tone of the record?