Astrid Swan
Astrid Swan „From The Bed And Beyond“
Wolfgang Baustian hat sich das neue Album von Astrid Swan angehört.
Charisma wird nicht gerade mit der Gießkanne verteilt. Manchen ist es grundsätzlich gegeben, während Andere es vermögen, sich diese Gabe selbst aneignen zu können. ASTRID SWAN ist auf jeden Fall ein Mensch mit Charisma. Ob es ihr allerdings bereits zugeteilt war, oder sich die Norwegerin dies erst durch Ihre Musik erlangt hat, liegt wahrscheinlich im Sinne des Betrachters bzw. Zuhörers.
Jedoch ist ASTRID SWAN ein Mensch, der, egal von welcher Seite betrachtet, schier beeindrucken kann. Klar, musikalisch auf jeden Fall. Würde doch der Text nicht hier stehen, wenn es nicht wieder ein besonders feines Stück wäre, welches Euch das Soundkartell dringend ans Herz (und den Ohren) legen möchte.
„From The Bed and Beyond“ ist der Titel des dritten Album der Skandinavierin und greift damit gleichzeitig ein ganz besonderes Thema auf. Denn in den 11 Songs singt ASTRID SWAN über die Nachwirkungen von Brustkrebs, über die Auseinandersetzung mit dem Körper, dem Lebensweg von Geburt, über Mutter zu sein bis letztlich Patient zu werden, der Medizin ausgeliefert zu sein und mit dem Gefühl, damit leben zu müssen.
Es ist der pure Kontrast, einerseits die Tracks in einem unverfänglichen Pop-Gewand zu verpacken, andererseits darin über Verlust, Tod, Trauer und Hoffnung zu singen. So, wer mag, darf jetzt erst mal Luft holen … so wie ich.
Begeistert ASTRID SWAN bereits ab den ersten Sekunden mit ihrer Stimme, würde man jedoch anhand der seichten Anmutung der Melodien nicht sofort auf ein dermaßen tief greifendes Thema schließen. Allenthalben nach und nach strömt eine unterschwellige Melancholie ein und ich habe unwillkürlich mehr auf die Texte geachtet.
Gerade in dieser Hinsicht scheinen mir bereits die Titel der Songs wie eine ganz persönliche Geschichte: „Maija’s Song“, „Skeleton Woman“, „Song Of Fear“, „Centuries Of Silence“ oder „Who’s The Witch Now“ sind die in Melodien und Worten gepressten Gedanken über Hoffnung, Verzweiflung und Traumata.
Hartes Brot? Auf jeden Fall! Aber nichts destotrotz erscheint diese stilistische Zusammenfügung von Schwermut im Wort und Leichtigkeit in der Musik wiederum genial und doch ein wenig surreal. Aber egal – mich hat „From The Bed and Beyond“ total umgehauen und ist eine der schönsten Scheiben der letzten Zeit, die ich gehört habe. Das ist halt das Leben: kein Licht ohne Schatten.
Denn erst wenn man das Schöne zu schätzen weiß, lernt man mit dem Schlechten zu leben. Oha, das war wohl das Wort zum Sonntag …
Fazit:
Irre schönes Pop-Album mit unglaublich tiefsinnigen Texten, einer bezaubernden Stimme und zu ziemlich jeder Stimmung zu gebrauchen. Und schließen möchte ich an dieser Stelle mit einem ebenfalls eher seichtem Zitat aus der Werbung eines norddeutschen Hopfengetränkherstellers: „Ich sag nur: Charisma“.
Ein Text von Wolfgang Baustian