Andreas Buchner – Electronica-Pop für den großen Moment

Das Soundkartell präsentiert: Andreas Buchner

Es stimmt einfach alles. Bis zum letzten Ton ist alles geplant, und passt somit in ein perfekt ausgetüfteltes Konzept. Nach monatelanger Arbeit steht hinter dem Konzept ein musikalisches Werk und dieses Werk fußt mehr oder minder darauf, dass man ohne wirkliche Ideen an die Arbeit gegangen ist. Das Soundkartell stellt euch nun einen großartigen jungen Künstler vor.

Ein Konzept ohne Ideen? Da stimmt etwas nicht. Wenn man Andreas Buchner aus Landshut fragt, wieso er unbedingt ein festgeplantes Album anfertigen musste – ein Konzeptalbum eben – dann wird man etwas stutzig, wenn dieser behauptet, dass „das Konzept anfangs eher eine Erleichterung war“. Normalerweise müsste man sich doch als Künstler gerade dann eingeengt fühlen. Doch Andreas Buchner machte daraus eine Tugend und „es entstanden somit einfach schneller Ideen, wenn schon was da ist, wie in diesem Fall ein Rudiment des Vortages. Man muss quasi zuerst die Freiheit einschränken, damit man diese dann produktiv ausnutzen kann.“ Als Andreas nach Wien zog und dort begann Kunstgeschichte zu studieren setzte er sich im Zuge des Studiums mit einem südafrikanischen Künstler – William Kenstridge – auseinander. Dessen Kunst bestand darin, dass er aus Kohle Animationsfilme anfertigte.

Eine abgefahrene Idee, die so nicht allzu leicht umzusetzen war. Ohne dabei jetzt zu sehr in sein Handwerk einzutauchen, sei gesagt, dass sich Andreas Buchner bei seiner Arbeit an seinem Debütalbum „Ascent/Decline“ sehr an dieser Art von Arbeit orientiert hat. Dort arbeitete er – wenn man so will – mit musikalischen Rückständen. Auch wenn man es ihm nicht so ganz abkauft, so muss man Andreas glauben, dass sein erstes Album, dass er am 18.08.12 in Berlin ansässigen Label Antime released hat, anfangs aus purer Naivität entstand. Auf dem Label ist übrigens auch Martin Steer vertreten bzw. er führt dieses Label, den wohl einige von Frittenbude kennen.

Und so standen Andreas, bevor sein Album überhaupt fertig werden konnte einige Hürden im Weg: „Vor allem die Technik war eine wirklich große Hürde. Ich hab das Album sehr naiv produziert ohne wirklich eine Ahnung davon zu haben wie man mit Frequenzen umgeht, damit die Musik auch im Club gut klingt. Ich hab das damals mehr oder weniger ausschließlich über Computerboxen abgehört und konnte mich eigentlich nie auf das verlassen, was zu hören war. Daher konnte ich nur auf Werte reagieren, die mir die Software ausgespuckt hat. Diese Anfangsnaivität hat sich dann relativ schnell gelegt und es gibt jede Menge Hürden die auf einen warten, selbst wenn das Album im Kasten ist.“

Zudem gab es anfangs beispielsweise auch ein Maleure mit einem seiner Songs. Bei „At The Docks“ etwa hat er den kompletten Song beim Abmischen überschrieben, und somit war der Song auch futsch. Doch wenn man sich schon als „kleiner Künstler“ die Mühe macht und ein so ausgefeiltes Album konzipiert, dann ist einem auch nicht die Zeit zu schade, die man darauf verwendet, den Song eins zu eins wiederherzustellen.

[soundcloud]http://soundcloud.com/buchner/05-golden-gun[/soundcloud]

 

Welche Art von Musik ertönt denn überhaupt aus den Boxen, wenn man sich das Album in voller Länge bei Bandcamp anhört?

Es handelt sich dabei um eine eigenartige Mischung aus Electronica und Pop. Die Pop-Elemente sind zwar jetzt nicht in jedem der Tracks vorhanden, aber dennoch bleibt dieser Eindruck vor allem in Tracks wie „The Devil Behind My Shoulder“ oder in „At The Docks“. Zudem hat er auch mit „Ascent/Decline“  den Titel des Albums nicht einfach frei Hand gewählt. Nein, das ist alles im Konzept des Albums inbegriffen und geplant. Denn auf dem Album wechseln sich wunderschöne Spannungs- und Entspannungsmomente ab. Ein wahres Wechselbad erlebt man dabei, wie Andreas Buchner selbst sagt: „Der Titel ist quasi Programm. Es gibt ein ständiges An- und Abschwellen der Tracks. Die Steigerungen und das Abflauen sind aber automatisch aus dem Konzept des Albums entstanden. Man muss dazu sagen, dass ich die Layouts der Songs in 10 Tagen gemacht habe. Jeden Tag ein Song. Ich hab dabei immer ein Element des Tracks vom Vortag ausgesucht und darauf basierend eine neue Nummer gebaut.“ Somit erklärt sich einem auch automatisch der Spannungsbogen der Tracks, der durch das Dreieck auch auf dem Cover des Albums zu sehen ist.

Cover von "Ascent/Decline"

Cover von „Ascent/Decline“

Wenn Andreas seine Musik live zum besten gibt, dann sollte man sich das eher wie ein Konzert vorstellen und das Besondere an seiner Live-Show ist vor allem, „dass man noch merkt, wo ein Stück aufhört und das andere beginnt, trotzdem jedoch eine treibende Verbindung besteht und Songs miteinander verschmelzen. Insgesamt ist das Liveset dadurch durchaus tanzbar, aber das Publikum wird dennoch gefordert, sich mit jedem einzelnen Stück und dem Gesamten in gleicher Weise auseinanderzusetzen.“

Die Songs auf seinem Album sind dabei auch relativ schlicht entstanden, oder zumindest die Ideen dazu. Denn dann sitzt Andreas meist zusammen mit seiner Gitarre und einem Midipiano im Bett und versucht die Ideen dann, ohne auch nur eine davon zu verwerfen später digital auszuarbeiten. Andreas dazu: „Ich habe bei dem Album versucht, möglichst organische Klänge zu finden bzw. aufzunehmen, sodass das Album, obwohl elektronisch und auch tanzbar, nicht zu synthetisch klingt. Den Grund kann ich aber nicht erklären. Das war mehr oder weniger ein innerer Drang, vielleicht auch beeinflusst durch musikalische Vorbilder.“

Den Hang zu organischen Klängen hört man zum Beispiel besonders im Track „Wander With Me“ ab Minute 1:30 heraus. Hier im Remix von Sebastian Oberst zu hören:

[soundcloud]http://soundcloud.com/buchner/wander-with-me-sebastian[/soundcloud]

 

Sicherlich hat nicht jeder Nachwuchskünstler ein solch großes Glück Förderer zu finden, doch wenn man dieses erfährt scheint ein selbst produziertes Album auch gar kein allzu unrealistisches Ziel zu sein. Andreas sagt ja auch selbst, dass sein „großes Glück sicherlich das Release zusammen mit Sebastian Oberst auf “Schönbrunner Perlen” war. Und nachdem Andreas das Album „Ascent/Decline“ beinahe ein Jahr lang nur abgemischt hat, hört man in ihnen eine dermaßen hohe Perfektion heraus.  Doch physikalisch gibt es von ihm noch keine Platte. Diesen Wunsch möchte er sich in Zukunft erfüllen. Trotz all der Hürden die er technisch und finanziell nehmen musste, so widerfuhr ihm umso größeres menschliches Glück, in Wien nun letztlich seine musikalische Heimat gefunden zu haben.

Andreas Buchner

Andreas Buchner

Wohin soll es jetzt noch mit Andreas Buchner gehen?

Eine Antwort hat er darauf parat, und so möchte er in Zukunft vor allem „mehr live spielen“ aber auch wieder mehr Zeit mit seiner Band verbringen, das fehlt ihm dann doch etwas. Man darf also gespannt sein, wohin es mit ihm geht. Eins steht fest: Andreas Buchner bastelt im Moment schon an seinem zweiten Album, und dieses – so wünscht er es sich selbst und wir ihm auch – soll physikalisch erscheinen, denn im Moment steht bei ihm das Musikmachen „in keiner Relation zu den Ausgaben und Arbeitsstunden.“ „Ascent/Decline“ kann man sich bei Bandcamp runterladen und den Preis bestimmt man dabei selbst. Man sollte also auf alle Fälle so fair sein, und ihn mit seinem Werk finanziell unterstützen.

Seine Facebook Fangemeinde solltet ihr auf jeden Fall erweitern!

Hier kommt ihr auf die Bandcampseite!

Es bleibt zu hoffen, dass sich Andreas Buchner davon nicht demotivieren lässt, denn das Potential für die großen Momente besitzt er allemal. Hier gibt jetzt noch zum Schluss den grandiosen Track „When It Starts And Ends With An – a“

[soundcloud]http://soundcloud.com/buchner/02-when-it-starts-and-ends[/soundcloud]

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